"Um hier zu arbeiten, habe ich extra einen Deutschkurs belegt." (Haso Haskan)

Haso Haskan arbeitet in der Keramikwerkstatt Waldenburg. Er wird begleitet durch die Arbeitsmarktmentor*innen der Euro-Schulen West-Sachsen GmbH im Landkreis Zwickau.

Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Ich heiße Haso Haskan, komme aus dem Irak und bin 49 Jahre alt. Ich habe sechs Kinder und wohne in Glauchau. Hier habe ich auch einen Deutschkurs auf Niveau A2 abgelegt. Seit drei Jahren lebe ich in Deutschland und arbeite seitdem in der Keramikwerkstatt.

Wie haben Sie den Weg zu den Arbeitsmarktmentor*innen für Geflüchtete gefunden?

Ich habe erst viel Hilfe von meiner Familie bekommen. Dann bin ich über das Jobcenter auf die Arbeitsmarktmentoren aufmerksam geworden. Heute benötige ich kaum noch Hilfe durch die Arbeitsmarktmentoren, weil mir meine Kollegen und mein Chef viel helfen.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Ich erledige alle Arbeiten, die anfallen. Vom Ton anrühren über die Lasur hin zum Ritzen, Putzen und Malen. Ich bin für alle Arbeiten zuständig, die hinterher schön werden. Um hier zu arbeiten, habe ich extra einen Deutschkurs belegt. Jetzt fahre ich jeden Morgen mit dem Bus von Glauchau zu meiner Arbeit, wo ich von 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr arbeite. Mit meinen Kollegen verstehe ich mich sehr gut.

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?

Ich möchte gern mit meiner Familie in Deutschland bleiben. Außerdem möchte ich meinen Führerschein bestehen und mir später ein Auto kaufen.

"Ich finde es ist wichtig, dass wir offen werden, auch in kleinen Städten." (Peter Tauscher)

Peter Tauscher ist Inhaber der Keramikwerkstatt Waldenburg. Er wird begleitet durch die Arbeitsmarktmentor*innen der Euro-Schulen West-Sachsen GmbH im Landkreis Zwickau.

Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vor.

Wir sind 16 Mitarbeiter, wir produzieren von der Tonherstellung bis zum Produkt, Töpfern, Malen, Glasieren und Brennen. Wir bilden drei Lehrlinge aus und sind auch schon ein bisschen international geworden. Wir haben jemandem aus Vietnam, eine Frau aus Russland und jetzt noch einen Iraker.

Die Waldenburger Töpferei besteht seit 1388, es ist eine Urstätte der Töpferei. Wir haben die älteste Innungsurkunde in Europa, wo alle Rechte und Pflichten der Töpfer verankert waren. Ich mache seit 60 Jahren mit, von der Lehre angefangen bis zum eigenen Betrieb und ich habe praktisch von der Wiege aus gelernt. Ich bin mit im Künstlerverband und versuche dieses Handwerk für die Stadt Waldenburg zu erhalten und in die Welt zu treiben. Ich war schon immer dafür, Kulturen zu fördern, andere Kulturen anzunehmen. Ich finde es ist wichtig, dass wir offen werden, auch in kleinen Städten.

Wie kamen Sie zu dem Entschluss, Geflüchtete einzustellen?

Eigentlich habe ich an das Leid gedacht, aber auch daran, dass es immer Völkerwanderungen gegeben hat und diese auch wichtig waren für den Kulturwandel. Und so habe ich es gesehen. Wir müssen uns mit den fremden Kulturen auseinandersetzen und beschäftigen, es waren Leitkulturen. Gerade auf unserem Gebiet der Keramik waren sie viel weiter als wir. Wir können froh sein, dass es noch so kleine Städte gibt, aber auch in den kleinen Städten muss es in die Köpfe, dass es noch andere Länder oder Völker gibt.

Der Bürgermeister kam damals auf mich zu und ich habe die Arbeitsagentur ins Boot geholt. Es gab einen Kollegen, der uns versucht hat zu helfen und uns auch jetzt noch hilft, wenn es irgendwelche Fragen gibt. Wir müssen aber vieles alleine regeln. Ein Jahr hat Herr Haskan Förderung bekommen, jetzt bekommt er sein Geld von uns. Alle Menschen, die ich hier hatte, haben sich unserer Meinung angeschlossen. Wir sind in Waldenburg sehr klein, wir sind schon ein großer Betrieb mit unseren 16 Mitarbeitern. Viele kommen auf uns zu und fragen, wie verschiedene Dinge angegangen werden können, aber wir reden nicht nur, wir setzen uns auch ein. Wir sind ein Vorbringer, hier entsteht eine Akademie und da müssen auch alle mithelfen.

Die Einstellung verlief unkompliziert. Ich habe ihn gefragt, ob er woanders hinwill, aber er will hierbleiben. Viele gehen in große Städte. Kleinstadt ist nicht Großstadt, Kleinstadt ist familienfördernder.

Dabei finde ich es wichtig, dass wir uns aktiv mit fremden Kulturen auseinandersetzen und in ihnen keine Gefahr, sondern eine Bereicherung erkennen. Damals habe ich aktiv bei der Agentur für Arbeit nachgefragt und mir wurde von Seiten der Agentur gut geholfen. Herr Haskan ist durch ein Förderprogramm zu uns gekommen, mittlerweile ist er bei uns angestellt. Probleme gab es dabei nie.

Wie sieht der Arbeitsalltag aus?

Herr Haskan ist bei uns ein vollwertiges Mitglied im Betrieb. Er erfüllt dieselben Aufgaben wir alle anderen. Dabei hat er eine sehr gute Einstellung zur Arbeit. Natürlich hat er stellenweise andere Ansichten, aber das sehe ich als Bereicherung. Wir kümmern uns hier um alles von der Tonherstellung bis zum Produkt. Somit sind wir in Form von Töpfern, Brennen und Glasieren letztlich für alles zuständig, was ein Produkt schöner macht.

Wie sieht die Unterstützung durch die Arbeitsmarktmentor*innen aus?

Ich hatte mit einigen Arbeitsmarktmentoren zu tun. Der Kontakt verlief immer unkompliziert und positiv. Allerdings habe ich mich um vieles auch in Eigenregie gekümmert, indem ich bestimmte Sachverhalte einfach direkt mit meinen Angestellten geklärt habe.

Welche Tipps haben Sie für andere Arbeitgebende bei der Anstellung Geflüchteter?

Es liegt an beiden Seiten. Er ist willig. Wir haben uns unterhalten, welchen Glauben er hat und vieles mehr. Aber das ist bei mir nicht das A und O, bei mir geht es um den Menschen, wie er sich selber gibt. Die Leute werden eines Tages gebraucht. Wer genau nachdenkt wird verstehen, dass wir mit unseren Menschen nicht mehr hinkommen. Wir brauchen mehr Menschen, damit sie uns helfen, unseren Standard zu halten und diesen mit anzubieten, sonst geht es nicht mehr. Aber es ist Vieles auch falsch verstanden worden, falsch interpretiert und publiziert, das muss klargestellt werden. Ich war in vielen Ländern, ich kenne schöne Seiten, ich kenne Elend. Und da muss man immer wieder sagen, man weiß nie, wie es mal wird. Mein Vater war lange Zeit im Krieg und er hat mir oft erzählt, wie dankbar sie waren, als sie jemand aufgenommen hat. Wir haben den Wohlstand nicht erfunden.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?

Wir planen sehr viel, ich hoffe nur, dass ich sehr lange gesund bleibe. Es soll hier ein Institut entstehen für Wissenschaft und Kunst in Waldenburg, auch dank meiner Frau. Wir bekommen dafür 19 Millionen Euro Fördermittel, was so eine kleine Stadt noch nie bekommen hat. Wir bauen noch eine größere Akademie in Waldenburg, wo Kunst gefördert werden soll. Dazu arbeiten wir auch schon mit anderen Ländern zusammen, die uns auch finanziell unterstützen. Wir sind auch in einem ökonomisch schwierigen Gebiet, es interessieren sich nicht mehr so viele für Kunst. Jetzt kommt auch die Digitalisierung und wer weiß, wie weit sich das auf die Kunst auswirkt.