"Mit den Kollegen gab es noch keine Schwierigkeiten. Sie sind nett zu mir und wir passen zusammen." (Nawshad Mohammed)

Nawshad Mohammed arbeitet bei der Hauswalder Bau GmbH in Großröhrsdorf. Er wird begleitet durch die Arbeitsmarktmentor*innen der Fort- und Berufsbildungsakademie GmbH in Brand-Erbisdorf im Landkreis Mittelsachsen.

Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Ich heiße Nawshad Mohammed. Ich komme aus dem Irak und bin 27 Jahre alt. Und ich bin seit dreieinhalb Jahren in Deutschland.

Wie haben Sie den Weg zu den Arbeitsmarktmentor*innen für Geflüchtete gefunden?

Meine Freundin in Freiberg hat mit jemanden geredet, der hat ihr erzählt, dass die Arbeitsmarktmentoren uns helfen könnten. Wir sind dann hingegangen und sie haben uns sehr geholfen. Ich wollte immer eine Ausbildung machen oder arbeiten. Aber ich durfte nicht arbeiten, weil ich eben die Duldung habe und die Abschiebung droht. Die Ausländerbehörde sagte: „Wir brauchen deinen Reisepass.“ Mein Reisepass war aber im Irak. Sie haben gesagt: „Du musst deinen Reisepass herbringen, dann darfst du arbeiten.“ Ich habe mit meiner Familie gesprochen und sie haben ihn mir geschickt. Dann habe ich ihn der Ausländerbehörde gegeben und durfte arbeiten. Ich habe sofort versucht, eine Ausbildung zu finden. Schon im Irak habe ich viel auf dem Bau gearbeitet. Mein Bruder hatte eine eigene Firma, er ist Dachdecker. Und ich habe da mit meinem Vater als Dachdecker gearbeitet. Als Maurer habe ich auch schon viel gearbeitet. Deswegen wollte ich das hier weitermachen. Jetzt mache ich seit dem 7. Januar ein Praktikum hier. Ab August fange ich richtig mit der Ausbildung an. Von der Arbeitsmarktmentorin brauche ich im Moment keine Hilfe.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Mit den Kollegen gab es noch keine Schwierigkeiten. Sie sind nett zu mir und wir passen zusammen. Ich bin jeden Tag bis 16:00 Uhr arbeiten. Deswegen kann ich im Moment keinen Deutschkurs machen. Da habe ich keine Zeit, sonst würde ich das gerne machen, mein Deutsch etwas verbessern. Auf der Arbeit und in der Schule sind nur Deutsche, dadurch rede ich fast nur Deutsch. Im Moment versuche ich noch die Ausbildungsduldung zu bekommen.

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?

Ich hoffe, dass ich die Ausbildung schaffe, weil es bestimmt nicht einfach wird für mich. Auch die Sprache, denn Deutsch ist auch ein bisschen schwierig. Aber ich gebe mir ganz viel Mühe und hoffe, dass ich das schaffe. Ich möchte dann auch gerne hier weiterarbeiten.

"Nachwuchs gibt es keinen mehr. Man muss über jeden froh sein, der auf den Bau will." (Henry Beyer)

Henry Beyer ist Geschäftsführer der Hauswalder Bau GmbH in Großröhrsdorf. Er wird begleitet durch die Arbeitsmarktmentor*innen der Fort- und Berufsbildungsakademie GmbH in Brand-Erbisdorf im Landkreis Mittelsachsen.

Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vor.

Ich bin Henry Beyer, studierter Diplomingenieur für Bauwesen. Im Jahr 2014 habe ich die Firma mit damals drei Mitarbeitern gegründet. Dann kamen noch weitere Mitarbeiter dazu, derzeit fünf und zusätzlich der Herr Mohammed als zukünftiger Lehrling. Wir machen eigentlich alles auf dem Bau, was mit Mörtel zu tun hat. Putzen, Mauern, was anfällt.

Wie kamen Sie zu dem Entschluss, Geflüchtete einzustellen?

Der Arbeitsmarkt ist leer. Die, die auf dem Bau gearbeitet haben, sind jetzt alle über 60 Jahre, die Zwischengeneration ist aus Wirtschaftsgründen umgeschult und Nachwuchs gibt es keinen mehr. Man muss über jeden froh sein, der auf den Bau will. Herr Mohammed hat Lust, das hat sich so ergeben. Er wohnt ja demnächst auch offiziell bei uns in der Nähe, was ein großer Pluspunkt ist. Er hat Interesse gezeigt und bis jetzt immer einen guten Eindruck gemacht. Ob er jetzt ein Geflüchteter ist oder von hier, ist mir eigentlich egal. Ich hatte einen deutschen Praktikanten, da habe ich nach zwei Tagen gesagt: „Das war es“. Der war die erste Woche krank, die zweite Woche war er einen Tag da, dann war er wieder krank und ich bin nur hinterhergerannt. Beim Herrn Mohammed gibt es da gar keine Probleme. Es läuft, er ist da, er gibt sich Mühe und er ist wissbegierig.

Wie sieht der Arbeitsalltag aus?

Er ist schon ziemlich integriert. Es sind natürlich viele Zureichdienste, aber er hat auch schon in Pirna ganze Wände allein gemauert. Ein Kollege hat ihm Kelle, Hammer und Wasserwaage geholt und gezeigt wie es geht und dann ging es los. Auf der Baustelle sind es wieder mehr Zureichdienste, aber das wird noch. Er soll ja etwas lernen. Ich will keinen Lehrling oder Praktikanten haben, der drei Jahre nur den Hof kehrt und dann die Prüfung macht.

Wie sieht die Unterstützung durch die Arbeitsmarktmentor*innen aus?

Herr Mohammed hat mich gemeinsam mit seiner Arbeitsmarktmentorin angeschrieben mit einer kurzen Bewerbung, ob ich Interesse hätte. Ich habe ihn zum Vorstellungsgespräch eingeladen zusammen mit seiner Freundin, die ihn viel unterstützt hat. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund, dass er so ein positives Beispiel ist. Durch die Arbeitsmarktmentoren ist mir viel Schriftkram abgenommen worden. Und wenn ich irgendwo was hatte, habe ich die Briefe genommen und zur Arbeitsmarktmentorin geschickt. In letzter Zeit läuft es, also wahrscheinlich haben wir den Behördenkram jetzt durch. Ohne die Mentoren wäre es für die Firmen ein ziemlicher Behördenhickhack. Wegen der Eingliederung braucht man eine Genehmigung von da und dort, dann kommt vom Arbeitsamt aller zwei Wochen, dass sie noch irgendetwas brauchen. Wegen der Aufenthaltsduldung brauchten sie noch ein Schreiben, das Schreiben hatte ich aber nicht vorliegen. Die Arbeitsmarktmentorin hat sich dann darum gekümmert.

Welche Tipps haben Sie für andere Arbeitgebende bei der Anstellung Geflüchteter?

Er hat sich eigentlich gut integriert ins Team. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt, denn die Vorurteile sind ja doch da. Ich habe es meinen Mitarbeitern gesagt, dann haben sie sich damit abfinden müssen und dann war es halt so. Er spricht ja gutes Deutsch. Er kann sich verständigen und das macht schon viel aus. Er war auch schon beim Kollegen zum Hexenfeuer eingeladen. Also ich sage, er ist angekommen.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?

Da er bloß die Duldung hat, hoffe ich, dass er in fünf Jahren noch im Unternehmen ist. Denn man hört ja immer wieder von Fällen: Ausgelernt, super Mann und Tschüss! Das hoffe ich nicht. Ansonsten, wenn er will und wenn alles so klappt, wie wir es uns erhoffen, dann denke ich, dass er uns erhalten bleibt. Wie gesagt, der Markt ist leer, fähige Leute werden gesucht.