Fouad Salem Ibrahim
Steffen Anders
"Meine Arbeitsmarktmentorin hilft mir noch immer viel. Wir sehen uns fast drei Mal die Woche." (Fouad Salem Ibrahim)

Fouad Salem macht eine Ausbildung in der Fahrschule Trips GmbH in Löbau und wird begleitet durch die Arbeitsmarktmentor*innen der Euro-Schulen Görlitz GmbH im Landkreis Görlitz.

Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Mein Name ist Fouad Salem Ibrahim, ich komme aus dem Irak und bin 30 Jahre alt. Ich habe sieben Geschwister, fünf Brüder und zwei Schwestern. Mein Vater ist bereits gestorben und meine Mutter ist Hausfrau. Aber sie und meine Familie sind alle im Irak. Ich bin ledig, aber ich habe in meinem Bauch Schmetterlinge.

Wie haben Sie den Weg zu den Arbeitsmarktmentor*innen für Geflüchtete gefunden?

Ich habe ein Interview mit der Euro-Schule gemacht und gesagt, dass ich einen PKW-Führerschein machen muss. Damit ich das vor der Arbeit schon habe. Und sie haben mir dann geholfen. In der Euro-Schule habe ich den B1-Kurs besucht. Ich habe schon seit ich 14 Jahre alt war mit meinem Vater an Autos gearbeitet und bin auch viele Jahre LKW gefahren. Die Arbeitsmarktmentoren haben mir das Projekt vorgestellt und ich wollte unbedingt daran teilnehmen. Ich habe dann erst den Klasse B Führerschein gemacht. Meine Arbeitsmarktmentorin hat sich beim Jobcenter informiert, wie ich einen LKW-Führerschein machen kann. Von da haben wir große Unterstützung bekommen. Meine Arbeitsmarktmentorin hilft mir noch immer viel. Wir sehen uns fast drei Mal die Woche. Aktuell werden meine Zeugnisse übersetzt. Dann kann ich auch die Ausbildung als Fahrlehrer eher machen. Das ist aber alles sehr schwierig. Außerdem bekomme ich Hilfe bei der Vorbereitung der IHK-Prüfung.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Ich habe viele Praxisstunden im LKW. Das ist manchmal noch sehr schwer, da ich mit der Sprache noch Schwierigkeiten habe. Am Anfang hatte ich sechs Stunden am Tag Theorieunterricht. Um mich auf die IHK-Prüfung vorzubereiten, lerne ich jeden Tag zu Hause noch drei bis vier Stunden.

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?

Ich sehe meine Zukunft gut, weil ich viel Hilfe erhalte.

"Wir brauchen Integration, denn der Arbeitskräftemangel, den wir momentan in Deutschland haben, setzt sich fort." (Steffen Anders)

Steffen Anders ist Inhaber der Fahrschule Trips GmbH in Löbau und wird begleitet durch die Arbeitsmarktmentor*innen der Euro-Schulen Görlitz GmbH im Landkreis Görlitz.

Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vor.

Mein Name ist Steffen Anders. Ich habe vor fünf Jahren die Fahrschule übernommen. Letztes Jahr kam von der Euro-Schule die Anfrage, Geflüchtete auszubilden. Ich bin darauf eingegangen und habe gesagt, wir probieren es mit vier Leuten und es hat funktioniert. Momentan bereiten wir alle auf die IHK Prüfung vor. Wir sind eine Fahrschule, die sämtliche Klassen ausbildet, also LKW, Bus, Traktor, PKW und Motorrad. Wir haben uns natürlich dementsprechend weitergebildet und bilden auch aus.

Wie kamen Sie zu dem Entschluss, Geflüchtete einzustellen?

Ich kenne die Leiterin der Euro-Schule relativ gut und habe mich deswegen darauf eingelassen, vier Personen auszubilden. Herr Salem Ibrahim ist mir besonders bei der Ausbildung aufgefallen. Da sind wir ins Gespräch gekommen und ich würde ihn gerne übers Jobcenter in Richtung Fahrlehrer ausbilden. Er hat das fachliche Wissen und sein persönliches Auftreten passt. Wir haben ja nun die erste Hürde genommen, denn er hat nun den Führerschein C / CE bestanden. Aber an der Sprache hängt es noch etwas. Die Hürde müssen wir noch bestehen, dann sehe ich eigentlich dort auch für ihn Zukunft. Gerne bei mir im Unternehmen. Wir haben genauso wie überall Mangel an Personal und wir haben uns lange unterhalten, auch während der Ausbildung und er hat ganz starkes Interesse dran. Er will nichts Anderes mehr, er sagt immer: „Steffen, ich komm zu dir.“ Aber es ist schwierig. Er müsste nochmal ein Jahr eine Fahrlehrerfachschule besuchen, damit ist er auch einverstanden. Er kann ja irgendwann seine eigenen Leute, seine Landsleute ausbilden. Er hat auch die Sprachkenntnisse, wo wir jetzt manchmal mit den ausländischen Bewerbern den Konflikt haben, ob sie uns verstehen. Ein Wort in Arabisch kann da viel wert sein. Er hat auch im Unterricht schon Vieles für andere übersetzt, weil er in seinen Deutschkenntnissen relativ weit ist. Er macht jetzt die Wiederholungsprüfung B1 und er muss nur das Lesen noch üben. Ich muss als Fahrlehrer auch keinen Text vorlesen, sondern ich kann das in eigenen Worten wiedergeben. Die IHK-Prüfung muss er nicht unbedingt haben, sie ist dafür, dass er gewerblichen Güter- bzw. Busverkehr fahren darf. Aber sollte es jetzt als Fahrlehrer nicht klappen, hat er wenigstens ein zweites Standbein. Und wir haben ja auch noch ein Busunternehmen laufen. Das ist dann wieder eine Qualifikation, die er noch machen kann. Mit dem Busschein kann er dann auch eine Umschulung machen zum gewerblichen Busfahrer und dann hat er dort auch wieder ein Standbein. Ich kann mir den gewerblichen Bereich momentan nicht leisten, weil ich mit der Fahrschule ausgelastet bin. Da habe ich das Busgewerbe in den Hintergrund gestellt. Den Bus habe ich, aber den brauche ich auch zur Fahrausbildung. Das ist erstmal das Wichtigste.

Wie sieht der Arbeitsalltag aus?

Der Einstieg von Herrn Salem Ibrahim kam durch die beschleunigte Grundqualifizierung. Er ist mir vom ersten Tag an immer positiv aufgefallen, offen, ehrlich. Wir hatten es uns schwieriger vorgestellt, aber so ist eigentlich alles gut gelaufen. Ich habe den Vorteil, dass ich zwei Busfahrer und zwei LKW-Fahrer in der Klasse habe. Gerade die beiden LKW-Fahrer sind richtige Freunde geworden. Wenn wir dann zusammen gefahren sind, konnte Herr Salem Ibrahim es dem anderen auch übersetzen, wenn der nicht wusste, was ich von ihm will.

Welche Tipps haben Sie für andere Arbeitgebende bei der Anstellung Geflüchteter?

Wichtig ist, auch das persönliche Gespräch zu suchen und sich ein eigenes Bild zu machen.  Und vielleicht auch erst einmal in einer kleinen Gruppe anzufangen. Man sollte sich die Leute selber anschauen und auch die Fähigkeiten testen, denn alle haben ja irgendwo Vorkenntnisse. Wir brauchen Integration, denn der Arbeitskräftemangel, den wir momentan in Deutschland haben, setzt sich fort.

Man sollte auf die Leute zugehen und sie auch in den Deutschkenntnissen unterstützen. Bei meiner letzten Anfrage vom Jobcenter musste ich jemanden zurückverweisen an die Euro- Schule, dass er erstmal Deutsch lernen soll, weil es sonst doch keinen Sinn hat. Die Deutschkenntnisse müssen da sein. Als Kraftfahrer muss ich nicht die B1-Prüfung haben, aber die Grundbegriffe muss ich wissen. Die IHK-Prüfung müssen sie auf Deutsch schreiben, den Führerschein können sie aber auf Arabisch machen.